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Corona: Masken dienen auch dem eigenen Schutz

Bitte immer mit Nase – und Masken dienen auch dem eigenen Schutz

Der Schock war groß. Ich war nun mehrere Tage in Norditalien am Comer-See, ganz in der Nähe von Bergamo, das von Corona am schwersten getroffen wurde. Dort herrscht die übliche Maskenpflicht in Restaurants und Geschäften.

Und tatsächlich tragen sie fast alle Masken, die Ober, das Servicepersonal, die Bedienungen und VerkäuferInnen – und auch die Chefs. Aber mehr als die Hälfte hat die Maske nur unter dem Kinn hängen, logischerweise völlig nutzlos. Nur ein sehr strenger Blick oder Hinweis des Gastes bewirkt manchmal, dass sie kurz und widerwillig nach oben geschoben wird. Diese Nachlässigkeit, Maske nur unterhalb des Kinnes, ist die häufigste Form, schätzungsweise fast die Hälfte der Angestellten verhielten sich dort so.

Dann sind da noch die, die wenigstens den Mund bedecken, schätzungsweise ein weiteres Drittel. Aber das Virus wird über die kleinen Tröpfchen übertragen, die wir beim Atmen und beim Husten ausstoßen. Und das bedingt, dass die Maske die Nase bedecken muss, damit das Gewebe die Tröpfchen aus der gesamten Atemluft abfangen kann.

Es waren dort kaum 10 Prozent des Personals, die die Nase bedeckten. Nur wenn der Chef die Maske so trug, hielt sich auch das Personal daran. Bei so wenig Disziplin ist es kein Wunder, wenn die Infektionszahlen steigen. Dabei müsste der Schutz durch die Maske das das ureigenste Interesse all dieser Menschen sein. Denn sie sind alle Beschäftigte, die ein Lockdown besonders trifft.

Die unverstandene Aerodynamik

Noch ein weiterer Trend war zu beobachten, der Trend zum Schild statt der Maske, vor allem in der angrenzenden Schweiz. Ein breites Plexiglasschutzschild vor dem Gesicht soll schützen. Das aber erinnert mich an meine Vorlesungen über Aerodynamik während meines Physikstudiums. Denn die Luft wird einfach nur zur Seite abgeleitet. Es ist offensichtlich, dass hier keine Tröpfchen abgefangen werden und die Luft sich nur den Weg um das Schild herum sucht. Es hat deshalb nicht lange gedauert, bis die ersten Institutionen diese Wirkungslosigkeit nachgewiesen haben. Aber ein Verbot kam nicht, die Nutzlosigkeit und der falsche Schutzeindruck wurden, obwohl für jeden Physiker offensichtlich, bei den Behörden nicht erkannt.

Möglicherweise ist beim Robert-Koch-Institut auch nicht bekannt, dass die Reinigung der Luft – und allgemein von Abgasen – eine weit entwickelte Technologie und ein ganzer Industriezweig ist. Kürzlich erzählte mir ein befreundeter Arzt, der regelmäßig an einer chinesischen Universität lehrt und mir für meine früheren Beiträge auf Telepolis viele Hinweise gegeben hat, dass die meisten Masken in Fernost anders aufgebaut sind. https://www.heise.de/tp/features/Die-missachtete-Risiko-Studie-zur-Pandemie- 4692825.html

Es geht nicht nur um ein Stück Stoff. In China sind die meisten Masken mehrschichtig und er meinte, dass eine Innenschicht Staubpartikel und Viren elektrostatisch absorbieren. Das machte mich hellhörig, denn als Physiker ist mir natürlich das Thema der statischen Aufladung und der Bindung von geladenen Teilchen an solche Oberflächen vertraut. Auch habe ich in meiner Zeit in der Medizintechnik viel mit der Luftreinigung in Operationssälen zu tun gehabt. Die Kombination von Filtern und elektrostatischer Absorption wird häufig genutzt. Klar ist, dass da, wo Gewebe sind, elektrostatische Aufladungen vorliegen. Wenn man also elektrostatisch geladene Filtergewebe als Zwischenschicht einbaut, dürfte die Filterwirkung deutlich erhöht werden. In Fernost war diese Kombination naheliegend, denn dort ging es ursprünglich vor allem primär um Feinstaub und Luftverschmutzung, nicht nur um diesen Virus.

Es hat mich dann nicht überrascht, dass ich beim Recherchieren zu diesem Thema eine in der Schweiz entwickelte Maske fand. Eigentlich wollte ich mehr Informationen über die Masken in Fernost. Aber hier war nun eine Firma, die diese Erkenntnisse der Abgastechnologien offensichtlich nutzt und eine Maske entwickelt hat, die laut deren Angaben bis zu 99 % (!) aller Partikel abfängt. Das klingt nach Durchbruch. Bestätigt wurde dieser Wert interessanterweise von der Technischen Hochschule Aachen. Eine Technische Hochschule ist für solche Tests genau richtig, denn diese Tests brauchen Physiker, nicht nur Virologen. Denn Luftreinigung ist eine wichtige Ingenieurwissenschaft und der Umgang mit statisch aufgeladenen Oberflächen und mit geladenen Teilchen ein altbekanntes Thema der Physik.

Diese Schweizer Firma hat also dieses Wissen für verbesserte Filterung, für eine offensichtlich dringende Innovation genutzt. Die Marktwirtschaft funktioniert, innovativ und erfinderisch. Natürlich habe ich die Maske erworben. Sie ist waschbar und wieder verwendbar und trägt sich sehr angenehm, auch für mich als Brillenträger. Allerdings ist sie mit 65 € teuer.

Bleibt noch die Frage, wie der Zusatz „bis zu“ 99 % zu werten ist. Denn mit Filtertechnologien vertraute Wissenschaftler wissen natürlich, dass die Filterwirkung erheblich von der Größe der Partikel abhängt. Der detaillierte Bericht war nicht auf der Webseite der Lieferfirma, was natürlich Fragen aufwirft. Deshalb nenne ich den Namen nicht und hoffe genauere Informationen, weitere Tests und auch Nachahmer oder Lizenznehmer.

Sobald sich die Testergebnisse festigen und sich die Politik und die Allgemeinheit dafür interessieren, dürfte solcher Wettbewerb und damit auch Preissenkung einsetzen – wobei allerdings letztlich ein Preis von 65 € im Rahmen eines normalen Kleidungsstücks liegt. Und als solches müssen wir die Maske zukünftig wohl sehen.

Das Robert-Koch-Institut hinkt Erkenntnissen hinterher?

Bleibt noch die Frage, wie das Robert-Koch-Institut und deren Virologen mit diesen Innovationen umgehen. Plötzlich wird die Schutzfrage eine Frage an die Physiker, an die Kenntnis der Aerodynamik, der statischen Aufladung von Oberflächen und der Nutzung von Filter-Technologien auch in luftdurchlässigen Geweben. Das dürften nicht die klassischen Kompetenzen der Virologen sein, und des Chefs, Tierarzt Professor Lothar H. Wieler, von Anfang an als Maskengegner bekannt, wohl auch nicht. Und tatsächlich, obwohl ich es als eine sensationelle Neuheit empfinde, das RKI scheint bisher noch nicht Stellung bezogen zu haben, meine Recherchen blieben dazu ohne Ergebnis. Das Robert-Koch-Instituts schreibt in seinen Empfehlungen vom März und April “ generelles Tragen einer Mund-Nasen-Bedeckung (MNB) in bestimmten Situationen im öffentlichen Raum als einen weiteren Baustein, um Risikogruppen zu schützen und den Infektionsdruck und damit die Ausbreitungsgeschwindigkeit von COVID-19 in der Bevölkerung zu reduzieren“ https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Arbeitsschutz_Tab.html

Unverändert betonen diese Richtlinien zu Masken also, dass Masken primär dem Schutz anderer, also“Fremdschutz“ dienen. Die hohe Bedeutung zum „Eigenschutz“ wird nicht ausdrücklich genannt, obwohl in Fernost zahlreiche Studien den Eigenschutz durch Masken bestätigen. Es ist diese in meinen Beiträgen mehrfach diskutierte Inkompetenz, oder zumindest das Zögern sowohl des Instituts wie auch des Ministers, die diese Krise so schwer machen und die Vertrauensbildung belasten. Ich muss da immer wieder an den Satz von Minister Jens Span denken: „Nach dieser Krise werden wir uns viel zu verzeihen haben“. Spahn hat längst verstanden, wie naiv er Anfang des Jahres auf die Verharmlosungen durch das RKI Institut hereingefallen ist. Verbesserte Qualifikation des Robert Koch Instituts und vor allem verbesserter, differenzierterer Umgang mit Maskenpflicht und Verboten lassen allerdings immer noch auf sich warten. Es bleiben für mich die Vorgaben durch das Robert-Koch-Institut unvollständig – mit mangelnder Berücksichtigung von Entwicklungen außerhalb des Hauses.

Hätte man im Januar die Warnungen von Virologen wie Herrn Professor Alexander Kekulé gehört, hätte man einen früheren Lockdown machen können. https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2020-02/coronavirus-pandemie-lungenkrankheit- virologie-alexander-kekule

Zurück zum Ausgangspunkt: Ein virusfreies Deutschland macht nur Sinn, wenn auch Nachbarländer streng auf die Regeln achten und bei uns das Einreisen aus Risikogebieten streng und pannenfrei überwacht werden. Dieser Virus wird uns noch lange begleiten. Aber die Tatsache, dass es nun wohl eine wirklich wirksame Maske gibt, lässt mich hoffen, zusätzlich zum Impfstoff. Jetzt brauchen wir nur noch eine Regierung, die mit solchen Entwicklungen auch umgehen kann.

Sobald klar wird, dass Masken entscheidend auch zum eigenen Schutz sind, würde übrigens auch die Disziplin sofort dramatisch steigen. Denn nachlässig sind wir alle, aber bei der eigenen Gesundheit sind wir besorgte Egoisten. Nur das Verständnis des Eigenschutzes und wirksamer Eigenschutz werden deshalb der entscheidende Durchbruch. https://www.heise.de/tp/features/Die-missachtete-Risiko-Studie-zur-Pandemie- 4692825.html

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